Von der Freiheit, ich selbst zu sein
Sind wir frei?
Es war ein ziemlich verregneter morgen, als ich auf dem Weg zur Arbeit eine Eisenbahnunterführung passierte und dort ziemlich random an die Wand gesprayt folgende Worte las: Sind wir frei? Unwillkürlich machte sich in mir ein fast feierliches Gefühl breit. Am liebsten hätte ich mich direkt hinter meinen Laptop geklemmt und angefangen zu Schreiben.
Wäre nicht genau DAS Freiheit? Zu tun, was man am liebsten tun würde? Zu jeder Zeit, sofort?
Bevor wir uns dieser Frage widmen, möchte ich zuerst einen Schritt zurück gehen.
Freiheit ist zuerst einmal nur ein Wort, nichts anderes. Welche Bedeutung wir jedoch einem Wort geben, hängt massgeblich davon ab, welchen Einflüssen wir seid unserer frühen Kindheit ausgesetzt sind.
Unsere Wahrnehmung von der Welt hängt davon ab, wer wir im Innen sind.
Das Prinzip «wie innen, so aussen» besagt, dass unsere äussere Realität ein Spiegel unseres Innersten ist. Oder in anderen Worten: Unser Mindset beeinflusst, wie wir die Welt in der wir leben wahrnehmen, interpretieren und schlussentlich auf sie reagieren.
Welche Bedeutung gibst du dem Wort Freiheit? Was bedeutet Freiheit für dich persönlich?
Ich selber schreibe aus der Perspektive eines Menschen, dessen Grundbedürfnisse erfüllt sind und der über ein hohes Mass an Autonomie verfügt. Ich bin enorm dankbar darüber, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen - und Entscheidungen treffen zu dürfen. Meine grössten Einschränkungen mache ich mir selbst. Das ist so schnell geschrieben. Doch kann es eine Lebensaufgabe darstellen, einen konstruktiven Umgang damit zu finden.
So gesehen kann Freiheit bedeuten, sich selbst von den Ketten zu lassen.
Dazu dürfen wir uns bewusst machen, was die metaphorischen Ketten in unserem Leben sind. In den kommenden Monaten werde ich dich an die Hand nehmen, um gemeinsam mögliche Ketten zu entdecken, zu lockern und vielleicht sogar durchzutrennen.
Während dem ich das Schreibe, nehme ich intuitiv einen tiefen Atemzug. Klingt nach ganz schön viel Arbeit. Aber weisst du was? Den wichtigsten Schritt hast du bereits hinter dir. Du hast dich auf den Weg gemacht :) Auf den Weg zurück zu dir. Auf den Weg der Selbsterkenntnis.
Chainless
Elegant, ruhig und komfortabel,
mit Ketten geschmückt - lachend getragen.
Doch wieso das Klagen?
In Ketten gefangen, in Ketten gehangen,
verwickelt, verflochten, eingesperrt.
Bewusst, unbewusst?
Atemlos, weinend, um Verzeihung schreiend
zeternd, tobend, aussichtslos.
Unbewusst, bewusst?
Plötzlich Stille. Dreimal Warum?
Beinahe des Ausbruchs lobend, die Ketten verschoben,
die Stimmung gehoben
Zu früh?
Bewusst, bewusst?
Verlogen, betrogen, getäuscht und verletzt.
Die Illusion der logisch erscheinenden Wirklichkeit zerfetzt.
Bewusstheit als Weg zum Leben erweckt.
Neugierde, Vertrauen, Akzeptanz – Die Ketten aus Plastik – Chainless als Möglichkeit von vielen entdeckt.
by Julia - Pink Mind
Trash Diamonds oder ein Befreiungsversuch
von Damals...
Nun möchte ich dich auf einen Ausflug in meine Vergangenheit mitnehmen. Vielleicht erkennst du dich im einen oder anderen Gedanken wieder.
Triggerwarnung: In diesem Teil schreibe ich unter Anderem über selbstverletzendes Verhalten. Falls du dich damit nicht wohlfühlst, überspringe bitte diesen Abschnitt.
Früher habe ich mich oft verurteilt und als schwach und hilflos angeschaut. Als Opfer meiner Selbst könnte man fast sagen oder eher schreiben. Früher habe ich die Manipulationen, Lügen und Berechenbarkeit, welcher ich mich regelmässig bediente, sobald ich mich in der Defensive befand oder auch nur die Empfindung hatte, man könnte mich in naher Zukunft in die selbige drängen, als Teil meiner Selbst erachtet. Ich bin… Verlogen, falsch. Nichts. Ich fühlte mich als Opfer, wollte dies aber unter allen Umständen verbergen. Also begann ich, mich in eine andere Identität zu hüllen. Du kannst es dir vielleicht so vorstellen: ein Vogel, welcher sich als Maus verkleidet, ist und bleibt ein Vogel. Auch wenn er sich schon bald sehr stark mit dem Maus-sein zu identifizieren beginnt und plötzlich total vergessen hat, dass er eigentlich ein Vogel ist. Um diese andere Realität überzeugend zu kreieren, manipulierte, belog und berechnete ich alle und alles um mich herum. So, dass ja niemand erkannte wie schwach, verletzt und hilflos ich war. Diese, für mich durchaus funktionierende Strategie, hatte einen Hacken. Diesem Mäuse-Vogel wird es nie gelingen zu fliegen. Denn seid wann können Mäuse fliegen? Mein wahres Selbst verkümmerte zunehmend und wurde wütend. So wütend, dass sich diese Wut immer wie mehr Bahn brach. Ich fing an mich selbst zu verletzen. Zuerst verbrannte ich mich immer mal wieder per Zufall an einer Zigarette. Plötzlich fing ich jedoch an, Gefallen an diesem kurzen, sehr intensiven, und tiefgehenden Schmerz zu finden. Ich genoss das kurze Brennen meiner Haut. Dieser eine Moment, wo alles andere um mich herum - und vor allem in mir, still wurde. Rückblickend scheint es mir fast so, als ob ich versuchte, die mich umgebende Mauer niederzubrennen, um meinem inneren verkümmerten Wesen endlich Luft zu verschaffe.
Die Geburt meines Sohnes, bewahrte mich davor, noch mehr Schaden anzurichten. Nun sah ich mich gezwungen, Verantwortung zu übernehmen und mich um dieses kleine, hilflose Wesen zu kümmern. Vom ersten Augenblick an, liebte ich ihr so sehr, wie ich nie gedacht habe empfinden zu können. Diese Liebe zu meinem Sohn und auch zu meinem Partner ersetzte die Liebe zu mir selber. Nun galt es einen kleinen Jungen beim Aufwachsen zu begleiten und mein Leben auf die Reihe zu kriegen.
Wenn ich während dem Schreiben an diese Zeit zurückdenke, schnürt sich mir die Kehle zu. Ich fühlte mich so verloren und alleine. Auch wenn ich das objektiv betrachtet nie war. Für mich war es jedoch so, weil ich mich von mir selbst abgewandt habe. Als Schutz. Als Schutz für mich. Als Schutz für meinen so sehr geliebten Partner. Vor Allem jedoch als Schutz für meinen Sohn. Niemand sollte dieses erbärmliche Wesen, für welches ich mich im innersten hielt, je zu Gesicht bekommen. Nie hat mich jedoch jemand klarer durchschaut als dieser kleine Mensch. Er war ein gnadenloser Spiegel meiner Selbst und regte mich dadurch an, genauer hinzuschauen. Zu erkennen. Mich Selbst zu erkennen. Da sein zu lassen. Wer bin ich und was denke ich WIRKLICH über mich? Für mich war dieser Punkt ein wichtiger Meilenstein. Der erste Schritt war, mir einzugestehen, dass ich Hilfe brauchte. Unbedingt.
Falls auch du an diesem Punkt bist, zögere nicht. Den oft ist gerade diese Aussenperspektive genau das, was wir brauchen und wir uns selbst nicht geben können.
Ein weiteren Schritt war, mich selbst ernst zu nehmen. Mir Ruhe zu gönnen und meiner inneren Stimme zuzuhören. Ohne gleich zu werten. Einfach einmal zuzuhören! Auch wenn es eventuell unangenehm wird, oder ich eigentlich viel lieber etwas anders wahrnehmen möchte, als das, was sich in diesem Augenblick zeigt. Bei mir bleiben, erkennen und falls nötig - Hilfe bei ziehen.
Impuls - sich selber zuhören
...oder ein weiterer Schritt auf dem Weg der Selbsterkenntnis
Ein Erlebnisbericht
Schon seid längerer Zeit nehme ich eine unbestimmte Sehnsucht in mir wahr. Auch nach intensivem nachsinnen gelingt es mir nicht, herauszufinden, wo dieses Gefühl herkommt. An einem freien Nachmittag machte ich mich auf den Weg in den Wald, mit dem Ziel, mich voll auf dieses Gefühl einzulassen.
Es zu riechen, indem ich tief ein und aus atme. Es zu sehen, durch das ich meinen Blick weich werden lasse. Es zu schmecken, in dem ich meinen Speichel im Mund wahrnehme. Es zu hören, in dem ich ganz still werde. Es zu fühlen, in dem ich versuche das Gefühl durch meinen ganzen Körper strömen zu lassen.
Dabei kommt mir ein Gedanke. Ganz leise. Ist es das, wonach ich mich sehne? Mich zu öffnen, mich voll einzulassen? Zu Beginn im Schutz des Waldes, ganz für mich alleine. Dann vielleicht im Zusammen sein mit anderen Menschen? Zuhören, Empfangen, für einen Moment meinen mühsam errichteten Schutzwall, ein kleines bisschen zur Seite zu schieben? Ganz wenig? Brauche ich diesen Schutz noch? Oder bin ich gewachsen, stärker geworden und darf es nun wagen? Ob ich wohl den Mut aufbringe mich zu zeigen? Wahrhaftig zu sein? Wieder einmal staunte ich darüber, wie klar mir mein Inneres die Antwort auf meine Fragen liefert.
1 - It's your turn
In 5 Schritten zu mehr innerer Klarheit
Such dir einen Ort, wo du für mindestens 20 Minuten ungestört bist. Mach es dir so richtig gemütlich. Lege dein Notizbuch oder ein Blatt Papier bereit. Das ist dein Raum. Hier ist alles erlaubt, was dir gut tut. Lachen, Weinen, auch mal akzeptieren, das du heute nicht in Stimmung bist, dich mit dir selber auseinander zu setzen. Alles ist ok!
Falls du dich noch nicht so lange mit deinem Inneren beschäftigst, kann ich mir vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist wahrzunehmen, was alles in dir vorgeht. Manchmal kann es einfacher gelingen, dich über deinen Körper zu deinen Gefühlen vorzutasten. Dazu möchte ich dir folgende Übung vorstellen:
Achtung: Bitte mache diese Übung nur, wenn du psychisch stabil bist.
Schaffe dir einen Ort, wo du dich sicher und geborgen fühlst
Zähle bis 4 und atme dabei tief durch die Nase ein. Während dem du auf 7 zählst, atmest du genüsslich durch den Mund wieder aus. Wiederhole diese Atmung ein paar Mal.
Welche Gefühle melden sich? Welches nimmst du am stärksten wahr?
Koste das Gefühl mit all deinen Sinnen aus ( siehe Erlebnisbericht)
Was möchte das Gefühl dir wohl mitteilen? Was ist der erste Gedanke, der dir dazu in den Sinn kommt? Lass die Botschaft erst einmal so stehen und nimm wahr, was in dir vorgeht.
3. Was für einen kleinen, ersten Schritt kannst du heute noch machen?
4. Mache diesen Schritt und überlege dir, wie der 2. und 3. Schritt aussehen könnte.
-> Falls neue Gefühle dazukommen, fange nochmals bei Schritt zwei an.
5. Bedanke dich bei dir und würdige dich dafür, dass du Dir die Zeit genommen hast, dir selbst zuzuhören.
...zum Jetzt
Heute, während der Arbeit mit meiner Klientel, stelle ich immer wieder fest, wie wichtig es ist, meinem Gegenüber wirkliche, ungeteilte Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenbringe. Wertschätzung erlebe ich als Grundstein einer soliden, tragbaren Beziehung. Der erste und sogar der wichtigste Mensch, zu dem ich eine tragfähige Beziehung aufbauen sollte, bin jedoch ich, da ich mir am nächsten bin und mein Leben von mir abhängt.
Mein Leben hängt von mir ab.
Dein Leben hängt von dir ab.
Dies macht die ganze Beziehungsgestaltung auch so schwer, meines Erachtens. Falls ich mit einem Klienten in Konflikt gerate oder nicht wirklich einverstanden bin, empfinde ich manchmal totale Erleichterung, sobald ich nach Feierabend die Institution verlassen kann. Mich selber kann ich jedoch nie ganz verlassen. Deshalb hatte ich früher die Strategie, mich gar nicht zu fest mit meinem Innersten zu befassen, weil meine inneren Konflikte dadurch sichtbar werden und danach nicht mehr so leicht auf die Seite geschoben werden können. Doch wenn ich auf mich selber höre, schreit es in meinem innersten nur so nach Bewusstheit. Also los. Der erste Schritt, sich selber zuzuhören, hast du bereits hinter dir. Bei mir scheitert es dabei, das Gehörte auch wirklich ernst zu nehmen. Wie ist es bei dir? Wenn ich jedoch einmal damit anfange, das Gehörte auch umzusetzen und mich nicht länger zurückhalte, kann der Respekt mir selber gegenüber wachsen. Ausgefüllt mit Dankbarkeit und Liebe, an Stelle von Angst, mir selber und somit auch dem Leben gegenüber. Langsam, Schritt für Schritt.
Angst vor der Freiheit
Freiheit kann Angst machen, da es zuerst einmal scheint, als ob nichts mehr da ist, worauf wir uns stützen können. Wir sind uns gewohnt abhängig zu sein, Verantwortung abzugeben – uns meist unbewusst auf etwas oder jemand anderen abzustützen. Die Verlockungen sind gross. Wenn man frei ist von jeglichen Schranken und Ketten, suchen wir sofort instinktiv nach dem nächsten, was uns auffangen könnte. Solang wir immer wieder nach etwas im Aussen greifen, werden wir nie frei sein.
Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, sich nach Sicherheit und Unterstützung zu sehnen. Wenn jedoch gleichzeitig die Sehnsucht nach Freiheit in einem brennt, könnte sich der Gedanke lohnen, ob es vielleicht etwas oder jemanden gibt, welcher uns halten könnte, ohne dass wir uns von etwas oder jemandem im Aussen abhängig machen?
Ich habe da jemanden ganz bestimmten im Kopf. Weisst du wen? :) Genau! Dich selbst!
Aber wie soll das gehen, wenn ich mich selbst kaum kenne? Dies scheint mir eine relativ wackelige Angelegenheit zu sein.
2 - It's your turn
Schreibübung für mehr Selbsterkenntnis
Diese Übung mach einfach erscheinen, kann aber ziemlich viel auslösen, wenn du dich darauf einlassen magst... Schnapp dir dein Notizbuch und suche dir einen Ort, wo du für mindestens 20 Minuten ungestört bist. Mach es dir so richtig gemütlich. Nun atme ein paar Mal durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Ja, genau so :). Ergänze nun folgenden Satzanfang:
Ich bin…
Vielleicht schreibst du mehrere Seiten. Vielleicht aber auch einen Satz. Alles darf sein. Das ist DEIN Raum.
Was löst das Geschriebene in dir aus?
Schreibe, Zeichne, Singe, Tanze was immer dir einfällt, um die entstandenen Gefühl nach aussen zu tragen.
Vielleicht erinnerst du dich noch, als ich zu Beginn des Artikels folgende Fragen in den Raum stellte:
...Wäre nicht genau DAS Freiheit? Zu tun, was man am liebsten tun würde? Zu jeder Zeit, sofort?
Aus meiner jetzigen Perspektive kann ich diese Fragen klar mit nein beantworten. Freiheit ist oft sehr unbequem, kalt, beängstigend und ja: ANSTRENGEND! Wenn ich immer nur genau das machen würde, auf was ich im Moment Lust habe, würde ich nie meine längerfristigen Ziele erreichen. Das ich hier diesen Blog schreiben darf, bedeutet für mich Freiheit. Meine innersten Gedanken zu Worte werden zu lassen und sie mit die zu teilen. Mich mit dir zusammen auf den Weg zu machen zu unserem Innersten, zu dem, was mich und dich ausmacht. Das ist für mich der höchste Ausdruck von Freiheit. Dieser Weg war aber auch mit vielen Stolpersteinen bestückt, welche sich bei näherer Betrachtung jedoch als Edelsteine herausstellten und Stück für Stück zu einem wunderschönen Mosaik zusammengefügt werden können. Wenn ich jedoch jedem Stolperstein aus dem Weg gegangen wäre - und ja, dazu hatte ich oft Lust gehabt -, würde ich niemals hier sein und meine Gedanken mit dir teilen. Davon bin ich überzeugt.
Nun kannst du dich, falls du möchtest, an deinen 2. Brief an dein Herz setzen. Dazu habe ich dir einige Reflexionsfragen zusammengestellt, welche du am Ende jedes Beitrages findest.
Weitere Impulse, wie du mit diesem Blog arbeiten kannst, gibt es in meinem ersten Beitrag https://www.pinkmind.ch/post/pink-mind-selbsterkenntnis-empowerment-mindset.
3 - It's your turn
Brief an dein Herz
An was magst du dich als erstes erinnern, wenn du an das Gelesene zurückdenkst?
Welche eine Sache möchtest du heute noch umsetzen?
Welcher Gedanke oder welche Gewohnheit darfst du loslassen?
Was würdest du tun, wenn du dich von ganzem Herzen lieben würdest?
Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du zutiefst dankbar?
Was möchtest du dir sonst noch sagen?
Schluss
Nun möchte ich eine Geschichte mit dir teilen, als Einstimmung auf ein Thema, welches ich mit dir zusammen im nächsten Monat erforschen möchte: Wie gehen wir mit uns selbst um?
Der Beitrag dazu erscheint am 31.12.2024
Der beharrliche Holzfäller
Eine Geschichte über Selbstfürsorge
Es war einmal ein Holzfäller, der bei der Holzgesellschaft um Arbeit vorsprach. Das Gehalt war in Ordnung, die Arbeitsbedingungen verlockend, also wollte der Holzfäller einen guten Eindruck hinterlassen.
Am ersten Tag meldete er sich beim Vorarbeiter, der ihm eine Axt gab und ihm einen Bereich im Wald zuwies. Begeistert machte sich der Holzfäller an die Arbeit. An einem einzigen Tag fällte er achtzehn Bäume. "Herzlichen Glückwunsch", sagte der Vorarbeiter. "Weiter so".
Angestachelt von den Worten des Vorarbeiters, beschloss der Holzfäller am nächsten Tag, das Ergebnis seiner Arbeit noch zu übertreffen, also legte er sich in dieser Nacht früh ins Bett. Am nächsten morgen stand er vor allen anderen auf und ging in den Wald. Trotz aller Anstrengung gelang es ihm nicht, mehr als fünfzehn Bäume zu fällen. >Ich muss müde sein<, dachte er. Und beschloss, an diesem Tag gleich nach Sonnenuntergang schlafen zu gehen.
Im Morgengrauen erwachte er mit dem festen Entschluss, seine Marke von achtzehn Bäumen zu übertreffen. Er schaffte noch nicht mal die Hälfte.
Am nächsten Tag waren es nur sieben Bäume, und am übernächsten fünf, seinen letzten Tag verbrachte er fast vollständig damit, einen zweiten Baum zu fällen.
In Sorge darüber, was wohl der Vorarbeiter dazu sagen würde, trat der Holzfäller vor ihn, erzählte, was passiert war, schwor Stein und Bein, dass er geschuftet hatte bis zum Umfallen.
Der Vorarbeiter fragte ihn: "Wann hast du denn deine Axt das letzte Mal geschärft?" "Die Axt schärfen? Dazu hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr damit beschäftigt, Bäume zu fällen."
Aus dem Buch von Jorge Bucay "Komm ich erzähl die eine Geschichte", 21. Auflage: März 2022, S. 125
Beim Schreiben dieser Geschichte nahm ich auf einmal wahr, wie müde ich bin. Mann kann so viele Dinge im Aussen bewegen und sich dabei innerlich total leer und ausgelaugt fühlen. Zeit unsere metaphorische Axt zu schärfen! Bist du dabei?
Freue mich, mit dir zusammen auf dem Weg zu sein!!!
Mindset is everything!
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